Bildungspolitischer Abend mit Staatssekretär Volker Schebesta MdL

12. Jul 2024

Auf Einladung der CDU-Landtagsabgeordneten Cornelia von Loga und der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Baden-Baden/Rastatt (MIT) kam Staatssekretär Volker Schebesta MdL vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport nach Baden-Baden, um den Abend mit Vertretern aus dem Bildungsbereich zu verbringen. Cornelia von Loga nannte in ihrer Begrüßung die zahlreichen Nachfragen zum Bildungspaket der Landesregierung, welche sie in den letzten Wochen erreichten: „Wie geht es weiter mit dem Bildungspaket der Landesregierung, beispielsweise dem Wegfall des Werkrealschulabschlusses, der verbindlicheren Grundschulempfehlung oder der Wiedereinführung von G9?“.

Staatssekretär Volker Schebesta MdL berichtete über das Zustandekommen des Bildungspakets und ging in seinem Referat auf die damit verbundenen Fragen ein. Er thematisierte unter anderem die Erziehungsarbeit in Schulen und im Elternhaus, die PISA- und IQB-Ergebnisse, die Stärkung der Sprachbildung und -förderung durch das Sprachförderkonzept SprachFit sowie die Zukunft von G8 und G9. Dabei stellte er heraus, dass im Zuge der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums neben der Einführung von Medienbildung und Informatik von Klassenstufen 5 bis 11 und der Stärkung der Demokratiebildung auch zusätzliche Stunden in den naturwissenschaftlichen Fächern vorgesehen sind. Das neue G9 beginne im Schuljahr 2025/26 für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 und 6. Die Gymnasien sollten auch die Möglichkeit haben, im Rahmen der ihnen zugewiesenen Ressourcen G8-Züge zu bilden. Auch die verbindlichere Grundschulempfehlung wurde thematisiert, diese solle um eine Kompetenzmessung erweitert werden. „Durch diese Messung sollen Schülerinnen und Schüler noch objektiver bewertet werden. Die Einführung des neunjährigen Gymnasiums geht mit einer für die CDU entscheidenden verbindlicheren Grundschulempfehlung einher, um eine bessere Lenkung der Schülerströme zu ermöglichen. Wenn der Elternwunsch zum Übergang auf das Gymnasium weder mit der pädagogischen Gesamtwürdigung durch die Klassenkonferenz auf Grundlage der Noten im ersten Halbjahr der Klassenstufe 4 sowie der überfachlichen Kompetenzen noch mit der Kompetenzmessung übereinstimmt, kann das Kind nur aufgrund eines verbindlichen Potenzialtest am Gymnasium auf diese Schulart übergehen“, so der Staatssekretär.

Was den Bereich der Sekundarstufe I neben dem Gymnasium anbelange, werden die bisherigen Schularten erhalten, so Schebesta. Der Werkrealschulabschluss, der nur in Baden-Württemberg angeboten wird, wird auslaufen.  Es gebe allerdings andere Wege zu einem mittleren Bildungsabschluss, auch an den beruflichen Schulen. Realschulen und Hauptschulen können künftig einfacher in einem Verbund zusammenarbeiten. Darüber hinaus müssen künftig nicht mehr alle Realschulen neben der Mittleren Reife auch einen Hauptschulabschluss anbieten.

An diesen Impuls anknüpfend folgte eine Diskussionsrunde, in der Fragen von Schulleitern, Lehrern, Elternvertretern und bildungspolitisch interessierten Bürgern geäußert wurden. Der Fokus lag dabei auf dem Personalmangel an Schulen, der wachsenden Bürokratie, der herausfordernderen baulich-technischen Infrastruktur und das bei angespannter Haushalts- und Finanzlage, aber auch auf einer Forderung nach einem verpflichtenden letzten Kindergartenjahr. Die Sorge, wie der Wechsel zu G9 sowohl finanziell als auch personell gedeckt werden soll, war groß. Volker Schebesta MdL konnte dahingehend beruhigen, als dass die Änderungen nicht plötzlich kämen. G9 werde zum Schuljahr 2025/26 aufwachsend eingeführt, somit bestünde für die Umsetzung ausreichend Zeit, sich darauf vorzubereiten. Bei der Überlegung, das letzte Kindergartenjahr verpflichtend zu gestalten, stellte der Staatssekretär klar, dass bereits über 95 Prozent der Kinder im letzten Kindergartenjahr in entsprechende Einrichtungen gehen und eine verpflichtende Regelung daher weniger Auswirkungen hätte als die jetzt beschlossenen Maßnahmen zur Sprachförderung.

Landtagsabgeordnete Cornelia von Loga zeigte Verständnis für die genannten Bedenken und fügte hinzu: „Natürlich ist dieses Paket ein Kompromiss. Die Positionen beider Koalitionspartner spiegeln sich darin wider. Kompromisse sind das Wesen einer Koalition, leider kann keine Fraktion alle ihre Positionen eins zu eins umsetzen.“

Klaus Kober, stellvertretender Vorsitzender der MIT, bedankte sich bei allen Gästen für ihre Teilnahme und ihre wertvollen Beiträge zur tiefgehenden Diskussionsrunde.